„Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, der empfängt, wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wir geöffnet.“

So lesen wir in der Bibel – genauer gesagt, im Evangelium nach Matthäus.

Jesus lädt uns zum Bittgebet ein – ja, er fordert uns gleichsam dazu auf.

Vielerorts werden gerade die Tage vor Christi Himmelfahrt als sogenannte Bitttage und Bittprozessionen begangen – oft verbunden mit der Bitte für Feld, Garten und Wald, um eine gute Ernte.

Die Tradition der Bitttage und Bittprozessionen geht bereits auf das 4. Jahrhundert zurück, als in Rom eine große Bittprozession über die Felder am Markustag, – den 25. April – eingeführt wurde.

Im 5. Jahrhundert wurden nach einem Erdbeben und Missernten in Südfrankreich – vorm damaligen Bischof in Vienne – die drei Tage vor Christi Himmelfahrt als sogenannte Sühnetage angeordnet – die mit Fasten und Bittprozessionen verbunden waren.

Dieser Brauch wurde im 8. Jahrhundert für die ganze römische Kirche übernommen. Die Menschen baten Gott um seinen Segen, um Fruchtbarkeit für Feld und Flur, um Bewahrung vor Hagel, Frost und anderen Unwettern.

Und was haben die Menschen in der mittelalterlichen Agrargesellschaft bittend und betend die Hände gerungen! Im Frühling, wenn alle Feldfrüchte zu wachsen begannen, galt es, gutes Wetter und gute Ernte herbeizuflehen. Denn Ernteausfall konnte gefährliche Hungersnöte nach sich ziehen. In Prozessionen und Bittgängen über die Felder brachten die Menschen ihre Anliegen vor Gott. Die Worte Bitten und Beten gehören eng zusammen. Gebet wiederum umfasst immer auch das Danken. So spannt sich ein jahreszeitlicher Bogen von den Bittgängen im Frühjahr bis hin zum Erntedankfest im Herbst.

Heute muss bei uns niemand hungern, wenn es eine schlechte Ernte gibt. Doch wenn wir den Blick auf Weltregionen lenken, in denen Überfluss an Nahrungsmitteln weniger selbstverständlich ist, bleibt die Bitte um das tägliche Brot ungebrochen aktuell. Als Anlass, über verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung und gerechtes Wirtschaften nachzudenken, gewinnen die Bitttage einen neuen Sinn.

Katholiken in ländlichen Gegenden begehen die drei Bitttage unmittelbar vor Christi Himmelfahrt oft noch mit Flurumgängen über die Felder. In der modernen Gesellschaft, in der die Landwirtschaft keine bestimmende Rolle mehr spielt, entstehen heue Formen, die Bitttage zu feiern. Allgemein wird um Gottes Segen für die Arbeit der Hände gebetet – in dem Wissen, dass deren Gelinden nicht allein von der eigenen Anstrengung abhängt.

Denn Christen vertrauen sich in frohen und schweren Stunden Gott an, von dem sie sich letztendlich getragen wissen. Im Gebet tragen sie ihm ihre Sorgen und die Not und Angst der ganzen Menschheit vor, im Bewusstsein, dass Gott letztendlich alles zum Guten führen wird.

Text: Pfarrer Hans-Jürgen Koller

Fotos vom Bittgang aus Schwarzach, Kapelle Bühel (von Nicole Schatt)

Fotos aus Perasdorf (von Pfarrer Koller)