Volksmusikalisches Marienlob

20 Jahre war das von KIS-Kultur in Schwarzach veranstaltete Mariensingen im Monat Oktober in der Wallfahrtskirche Weißenberg das Ziel vieler Volksmusikfreunde aus Nah und Fern. Die liebgewordene Tradition des Marienlobs fand nach einer kleinen Pause am Muttertag, 10.Mai 2015, um 14 Uhr eine Fortsetzung, zu der 1.Vorsitzender Wolfgang Folger zahlreiche Besucher begrüßen konnte.
Ebenso sprach Wolfgang Folger seinen Dank bei allen Mitwirkenden aus, aber auch bei der Pfarrei Schwarzach, beim Tonwerk Venus, sowie den treuen Besuchern dieser Veranstaltung und deren Spenden.
Lieder und Melodien, aus dem Volk für das Volk entstanden, erklangen dabei. Lebendiges Kulturgut, das es zu erhalten und zu pflegen galt.
Unter der bewährten Leitung von Konrad Karl stellten sich wieder Sänger und Musikanten aus der Region zum Thema:“Magnificat, dein Lob
soll immer währen“, für diese geistlich-volksmusikalische Betrachtung über die Begegnung der beiden Mütter, Elisabeth und Maria, zur Verfügung. „Mariä Heimsuchung“ ist auch das zweite Patrozinium des barocken Marienheiligtums in Weißenberg. Musik und Gesang wollen die Gedanken zum Marienlob aufgreifen und die Besucher dabei begleiten und verinnerlichen, so Folger in seinen einweisenden Gedanken. Begonnen wurde dieses Marienlob mit dem gemeinsam gesungenen Lied:“Glorwürdge Königin“ von Anna Bielmeier, hervorragend begleitet an der reparaturbedürftigen Orgel in der Wallfahrtskirche Weißenberg.
Als neue Gruppe in dieser Formation ließ der „Perasdorfer-Frauen-Dreigesang“ mit Angelina Stettmer, Anna Bielmeier und Elisabeth Peter, aufhorchen. Mit ihren glockenhellen Stimmen sangen sie der Muttergottes zu Ehren das Lied: „0 Maria, gegrüßt seist Du“. Auch Konrad Karl brachte mit einem Gitarren-Solo „Marienlob“ der schmerzhaften Muttergottes von Weißenberg einen musikalischen Gruß.
Das „Collegium Cantaible“ ein Männerchor, dessen Mitglieder sich aus acht verschiedenen Pfarreien zusammen gefunden hat, bereicherte
dieses Marienlob sehr postiv mit einer Vielfältigkeit an volumominösen Stimmen und harmonischen Klang mit „Mater gravida“.
Zwischendurch brachte Wolfgang Folger Meditationen von der Begegung der beiden von Gott gesegneten Mütter, das Apostel Lukas zu Beginn seines Evangeliums sehr anschaulich schildert und heraushebt, dass Marias gläubiges Ja zum Willen Gottes und Glaube als Raum für Gottes Handeln untrennbar zusammengehört.
Ebenfalls eine neue Instrumentalgruppe aus Schwarzach. nämlich Maria Lummer auf der Querflöte, Katharina Fuchs, Gitarre und Anna Lummer , Geige, stellten mit einem Menuett von Johann Sebastian Buch ihr musikalisches Können unter Beweis.
Der Männerchor brachte das „Magnificat“ als Lied und anschließend wurde dieser Text gemeinsam gesprochen. Der mit vielen alttestamentlichen Zitaten und Anspielungen kunstvoll gewobene Text ist eine einzigartige Hymne auf Gott. Im ersten Teil geht es nicht um das Handeln Gottes an Maria, sondern um ihr eigenes Schicksal:“Siehe! Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter“.
Im Mittelpunkt des zweiten Teiles stehen dann Gottes Handeln und die Erwählung Marias, die in die große Geschichte des Volkes Gottes eingeordnet ist. Der Perasdorfer-Frauen-Dreigsang brachte noch die Marienlieder: „Freu dich du Himmelskönigin, Nun stimmet froh an u.
Maria, Jungfrau rein“ zu Gehör und ließ die Besucher dieses Marienlobs von diesem anmutenden, harmonisch auf einander abgestimmten Klang gebannt lauschen.
Das Schwarzacher Instrumental-Trio zauberte mit ihren Beiträgen „Spiritual“ und „Die Rose“ eine ganz besondere Stimmung in diese
Nachmittagsstunde.
Da Maria ihr Lied mit einem Lobpreis Gottes eröffnet, der sie, die zu den wirtschaftlich Armen, gesellschaftlich Unbedeutenden und auch zu denen gehört, die ganz von der Hoffnung leben, die alles von Gott erwartet, der sie „huldvoll“ anschaut, ihr Großes getan hat. Und damit ist Marias Lied eigentlich ein revolutionäres Lied. Der große evangelische Theologe Dietrich Bonhöffer beschreibt dies mit sehr deutlichen
Worten: Dieses Lied der Maria ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen, revolutionärste Lied, das je gesungen wurde. Es ist nicht die sanfte,zärtliche, verträumte Maria, wie wir sie auf Bildern sehen, sondern es ist die leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht.“ Das Magnificat spricht nämlich davon, dass Gott die Hochmütigen zerstreut, die Mächtigen vom Thron stürzt, die Reichen hungern läßt, die Niedrigen erhöht und die Hungernden mit seinen Gaben beschenkt. Damit ist das „Magnificat“ letztlich ein Lied vom Erbarmen Gottes, seiner „mütterlichen Zuwendung“ zu den Armen. Dieser „erbarmende“ Gott macht keinen Unterschied zwischen arm und reich, mächtig oder ohmächtig. „Er ist für jeden Menschen da, weil jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist“ -stellt Papst Franziskus einfach und zugleich radikal fest. Der Evangelist Lukas zeichnet die Mutter Jesu ganz nach dem Bild ihres
Sohnes als erste Christin, als Repräsentantin der Kirche.Damit will Lukas ganz deutlich sagen: Rechte Verehrung Marias ist immer
eingebunden in die Verehrung Christi, unseres Herrn und Heilandes.
Mit den Liedern:“ O Schmerzensmutter“ und „Maria hilf doch mit“ präsentierte sich der Männerchor „Collegium Cantaible“ noch einmal in bewährter Manier. Kurz vor Schluß brachte Konrad Karl noch eine Anmerkung zum Weißenberger-Wallfahrtslied. Vor 30 Jahren, genauer
gesagt, am 30.April 1985 wurde hier in Weißenberg zum Abschluß großer Renovierungsarbeiten ein festliches Pontificalamt gefeiert, zelebriert vom damaligen Weihbischof Flügl, gesanglich gestaltet vom damaligen Schwarzacher Kirchenchor, der zu dieser Zeit ein beachtliches gesangliches Niveau erreicht hatte. Im Anschluß an das Pontificalamt wurde noch eine kurze Andacht zur Muttergottes von Weißenberg abgehalten.
Hr. Wolfgang Folger, geistiger Motor des kulturellen Lebens in Schwarzach kam auf die Idee, zu diesem Anlaß ein Wallfahrtslied zu kreieren, wobei ihm das Ursprungsbild dieser Wallfahrt, nämlich die Pieta, die Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf ihrem Schoß, als Grundlagen seiner Gedanken diente. Konrad Karl hat sich bemüht, seine Worte mit Tönen zu versehen. Das Lied wurde im Wechsel Viergesang und Kirchenchor also zum ersten Mal gesungen und wurde von der Bevölkerung gut und gerne angenommen worden. Einige
Chöre sangen es auch schon im Ausland. Einen größeren Bekanntheitsgrad findet es in neuerer Zeit auch dadurch, seit es die Organistin Anna Bielmeier bei Beerdigungen in Schwarzach zum Abschluß des Trauergottesdienstes für Bewohner des engeren und weiteren
Weißachtales als letzte, irdische Wegbegleitung intoniert.
Nach dem Schlußwort und dem Segen von Wolfgang Folger sangen alle gemeinsam dieses beliebte Weißenberger-Wallfahrtslied, bravourös gespielt von der Organistin Anna Bielmeier. Die dezente Führung durch das Singen durch Konrad Karl, die reinen und klangvollen Stimmen des Perasdorfer-Frauen-Dreigesang und des Männerchores „Collegium Cantaible“, sowie die Harmonie zwischen den Liedern, den Musikstücken der Instrumentalgruppe Schwarzach, sowie den Texten verdienten den langen Applaus der Zuhörer.
Das Foto zeigt die mitwirkenden Gruppen und Chöre des „Marienlobs“ am Sonntag, 10.Mai 2015, in der Wallfahrtskirche Weißenberg.Foto_marienlob